Philosophische Reise in die Provence

Trommelbaukurs in Stuttgart

„Die Erfahrung von Existenz“ Jean Paul Satre und Albert Camus unter der Begleitung des Philosophen Dr. Peter Vollbrecht

Alle ein bis zwei Jahre nehme ich an einer philosophischen Reise teil, weil es mir Freude macht, mich mit dem Gedankengut und der Biographie verschiedener Philosophen/Dichter auseinanderzusetzen und vor allem mich mit anderen Menschen, ihrer Denkweise und Anschauungen auszutauschen. Es ist immer wieder eine spannende Herausforderung, die eigene Wahrnehmung, die eigenen Vorstellung zu überprüfen und sich für andere Meinungen zu öffnen. Meine erste philosophische Reise führte mich nach Usedom und wir beschäftigten uns mit der Philosophie von Emanuel Kant, dessen Einstellung mir sehr entspricht: „Handle so, dass es für alle ein Gesetz werden kann.“

Widerstand und Anziehung habe ich erfahren, als wir in die philosophische Welt von Friedrich Nietzsche eintauchten. Diese Woche hat in der Schweiz in Sils Maria stattgefunden, wo es auch ein Nietzsche Museum gibt. (In Weimar übrigens auch!) Die Aussage von ihm: „Du musst noch das Chaos in Dir haben, um einen tanzenden Stern gebären zu können“ und „Jeder Tag, an dem Du nicht getanzt hast, ist ein verlorener Tag“, haben mich natürlich besonders angesprochen. Also er wusste von der Kraft des Tanzes, obwohl ich nicht glaube, dass er es gepflegt hat. Die 3. Philosophische Reise war mir eine besondere Herzensangelegenheit, sie führte uns in die Künstlerkolonie Worpswede, in der Rainer Maria Rilke eine Zeitlang gelebt hat.

Camus und Satre - beiden ging es um die Freiheit selbst und um die Erfahrung der Existenz auch wenn sie zwei konträre Philosophenexistenzen sind. Satre 1905-1980, aufgewachsen in einem elitären Umfeld in Paris ist sehr gut ausgebildet und intellektuell, er greift besonders die bürgerliche Welt mit ihren miefigen Sittenvorstellungen an. Wir lasen u.a. Ausschnitte aus dem Buch „Der Ekel“ und seine Philosophie geht davon aus, dass Bewusstsein erst entsteht, in dem ich mich auf ein Objekt ausrichte. Was hat das zur Folge? Ich kann mein Bewusstsein erweitern oder verengen und dies prägt mich, dazu sagt er: „Jeder ist der Schöpfer seiner Selbst. „ Oder auch der Satz: „Der Mensch ist nichts anderes, wozu er sich macht“ D.h. die Dinge sind an sich eigentlich stumm, sie gewinnen erst durch den Blick und die Sichtweise des Betrachters.

Camus 1913-1960, der Algerienfranzose, ist der Autodidakt und er denkt und lebt aus dem Herzen heraus. Er ist in einfachen Verhältnissen aufgewachsen, liebte die Sonne, das Meer, die jungen Frauen und den lebensprallen Augenblick. Besonders spannend waren für mich die Ausschnitte aus dem Buch „Der Fremde“. Hier geht es um die Auseinandersetzung des „absurden“. Im Absurden löst sich alles wunderbar auf, die eigenen Vorstellungen, die lebensklugen Ratschläge der Eltern und die hohlen Phrasen der Politiker. In seinem Buch handelt es sich um die schicksalshafte Begegnung von
3 Menschen am Strand und der völlig unvorhergesehene, überraschende Verlauf dieser Begegnung. Die besondere Begabung von Camus ist es, Atmosphäre, Stimmungen zu erzeugen, in die man wie ein Sog hingezogen wird und die eigenen Vorstellungswelten sich auflösen.

Zur geistigen Erholung unternahmen wir kleine Ausflüge nach Arle, Tarascon und Le Beau und genossen das französische Flair in den Gassen und Märkten und besonders erfreute ich mich an 
der französische Sprache, ihren Klang, ihre Melodie.

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