Schweigeseminar in Kloster Zangberg

Thema: Leben lernen

Schweigen – was bedeutet das eigentlich? Wo wird es mich hinführen? Im Vorfeld und zu Beginn des Seminars war mir noch ganz schön mulmig – viele Fragen gingen mir im Kopf herum. In der Vorstellungsrunde artikulierte ich meine Ängste und Ilonka schaute mich an und sagte: „Vielleicht genießt du es auch?“ Das überraschte mich, mit diesem Blickwinkel hatte ich mich im Vorfeld nicht wirklich verbunden.

Ich mochte mein Zimmer gerne, es ging auf den Innenhof mit wunderbaren alten Obstbäumen hinaus. Das Fenster konnte Tag und Nacht offen bleiben, da hier eine herrliche Ruhe herrschte, kein Licht störte meine Nachtruhe. Morgens wachte ich mit dem Gesang der Vögel auf – einfach wunderbar und erholsam. Tatsächlich gelang es mir, wirklich da zu sein ohne an alles, was ich zuhause zurückgelassen hatte zu denken.

Unsere Tage waren klar strukturiert.

Wir begannen morgens um 7.30 Uhr mit der Hopi-Morgenmeditation. Dank des guten Wetters, konnten wir die Unterstützung der Kräfte der 4 Himmelsrichtungen sowie der Kräfte des Menschen, immer im herrlichen Garten erbitten.

Am Vormittag, Nachmittag und Abend fanden wir uns zu regelmäßigen Trommelund Tanzeinheiten zusammen. Dazwischen hatte jede Frau/jeder Mann die Möglichkeit, die persönliche Stillezeit individuell zu gestalten. Wir konnten den wunderschönen, zum Teil verwilderten Park genießen, Bücher und Texte lesen, malen – Mandalas oder frei gestalten, Tarotkarten legen, schreiben, trommeln. . . . Ein Nachmittag stand komplett zur freien Verfügung. Es gab jeden Tag die Möglichkeit mit Ilonka zu sprechen.

Von der Klosterküche wurden wir wunderbar mit leckerem Essen versorgt. Ich brauchte mich nur an den Tisch zu setzen und konnte die Mahlzeit genießen. Es war wohltuend, mich gut versorgt zu wissen.

Ich genoss die Freiheit, ganz für mich da zu sein, Zeit nur für mich zu haben. Zeitig ins Bett zu gehen war herrlich. Die Ruhe im Haus zu genießen, früh aufzustehen und einen Spaziergang in den Park zu machen. Die schiefe Treppe, die zur Kapelle führt zu entdecken und durch eine Hintertür in den Park zurückzukehren. Dort wunderbare Orte zu finden, uralte Buchen – ein Genuss, ich fühlte mich wohl und war ganz bei mir. Auch das Malen, Lesen, Schreiben und die Tarotkarten unterstützten mich bei mir zu sein, neue Perspektiven und geschenkte Zeit zu entdecken.

Tanzen und Trommeln im Schweigen

Unsere Mitte im Tanzraum
Unsere Mitte im Tanzraum

Schweigend zu tanzen war ein außerordentlich intensives Erlebnis und ein großes Geschenk für mich. Wir tanzten jeden Tanz mehrfach, zum Teil zu unterschiedlichen Musiken. Die Bewegungen zusammen mit den Texten und der Musik waren einfach wunderbar. Ich konnte mich gut darauf einlassen und tauchte tief ein. Kein Sprechen dabei und danach, nur die Bewegungen, Rhythmen, Musik , Texte und darin angesprochene Themen wirken lassen. Das ging sehr tief. Viele meiner Lebensthemen tauchten auf, mal fühlte ich Tränen in mir aufsteigen, mal Leichtigkeit, Freiheit, Glück, Licht, Frieden und Liebe. Ich erlebte, wie gut ich die Schrittfolgen der Tänze erinnern konnte, das schweigende Tanzen unterstützte meine Wahrnehmung und die Verankerung der Bewegungen und des Rhythmus in meinem Körper.

Da wir viele Tänze mehrmals hintereinander, mehrmals am Tag und an mehreren Tagen tanzten, gingen die Bewegungen in Fleisch und Blut über. Aber auch die Inhalte vertieften sich. Tanzen ist bitten und danken, das fand ich immer im ‚Griechischen Gebet’. Mich für Neues zu Öffnen, dafür liebte ich ‚ I’m opening up’. Mich jeden Tag an mein Ziel und Lebensmotto zu erinnern, dabei half der Tanz ‚Yah Ribbon’. Was schreibe ich heute in mein Lebensbuch? ‚ Mother I feel you under my feet’ brachte mich in Verbindung mit Mutter Erde und mit meiner eigenen Mütterlichkeit, ließ mich Dankbarkeit spüren, dass ich Mutter sein darf.

Unsere Mitte im Freien
Unsere Mitte im Freien

Besonders schön war, dass wir fast immer im Freien auf der Wiese oder unter Kirschbäumen, beladen mit jeder Menge reifer Früchte, tanzten.

Auch ohne Sprechen Teil der Gemeinschaft zu sein, wahrgenommen zu werden, im Kreis gehalten, einen Platz dort zu haben und diesen wahrzunehmen obwohl ich nur ganz wenige Teilnehmerinnen vom Sehen kannte, war wohltuend.

Kirschbäume

Viele der Themen, die beim Tanzen, Lesen, Malen, Spazierengehen ... auftauchten, konnte ich ins Trommeln mitnehmen. Besonders intensiv war unser FRIEDENSTAG. Schon in der Früh im Segenskreis direkt nach der Morgenmeditation, wünschte sich jede Frau/jeder Mann bei jedem Ein- und Ausatmen über den ganzen Tag hinweg Frieden. Ich spürte so deutlich wie noch nie zuvor, dass ich mir von ganzem Herzen Frieden mit mir selbst und den Menschen in meinem Leben wünschte. Die Sehnsucht nach Frieden war ab diesem Moment in jedem Trommeln präsent.

Ich spürte, dass diese Sehnsucht alle meine beschwerenden Themen durchdrang. Durch zwei ausführliche Trommeleinheiten am Tag, morgens und abends, war ich in der Lage diesen Wunsch immer wieder zu spüren und mit mancher Situation in einer neuen Weise umzugehen bzw. neue Ziele und Wege zu entdecken. Ich trommelte auch in den verschiedensten Situationen für mich alleine, konnte dabei Resümee ziehen oder auch Spannung abbauen. Das ließ mich aufatmen. Tatsächlich gab es viele Gefühle, für die ich mit Hilfe des Wunsches nach Frieden neue Lösungs- und Handlungsmöglichkeiten finden konnte. Ich konnte vor allem beginnen zu verzeihen. Tatsächlich

Ruhe

Tatsächlich - ich habe das Schweigen genossen!

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