Schweigewoche – Tanz – Trommeln
Erfahrungsbericht von einer Teilnehmerin
24. Mai bis 30. Mai 2018 im „Kloster Zangberg“
INHALT
1. DER ORT „KLOSTER ZANGBERG“
2. EINFÜHRUNG
3. ZEITLICHER ABLAUF
4. DER RAHMEN/ BEGLEITUNG DURCH ILONKA (Morgenmeditation, Trommeln, Tanz, Texte…)
5. ERLEBEN MEDITATIONEN; TÄNZE; TROMMELN; RAHMEN
6. PERSÖNLICHE ERFAHRUNGEN DURCH DAS SCHWEIGEN
1. Der Ort „Kloster Zangberg“
Das Kloster Zangberg liegt im Landkreis Mühldorf am Inn und wird seit 1862 von Ordensschwestern der Heimsuchung Mariä (oder auch Salesianerinnen, benannt nach dem Ordensgründer Hl. Franz von Sales) das renovierungsbedürftige ehemalige Schloss und gründeten das Kloster St. Josef.
Das Kloster steht für Exerzitien, Besinnungstage und Seminare offen, wodurch der ursprüngliche Bildungsauftrag aus Gründungszeiten beibehalten werden kann.
Für uns war für jeden ein einfach ausgestattetes Einzelzimmer gebucht.
Besonders zu erwähnen ist die landschaftlich traumhafte Umgebung, in die sich der natürlich angelegte Klostergarten sehr stilvoll einfügt.
2. Einführung: Tag 1 (Do, 24.05.)
Nachdem wir um 15:00 Uhr mit Kaffee/ Tee/ Kuchen empfangen wurden und nochmal unseren Redeflash befriedet hatten, führte uns Ilonka mit dem Text „Stille“ in das Seminar ein:
Anschließend wies sie uns noch in die organisatorischen Abläufe des Hauses ein, verteilte für jeden einen Tagesablaufplan für das gesamte Seminar und erläuterte den gestalteten Rahmen (vorbereitete Tische mit Malutensilien, Büchern, Tarotkarten…). Abschließend bat Ilonka uns, dass wir uns nach dem Verlassen des Raumes ins Schweigen begeben mögen.
Somit hätten wir theoretisch den Rest des Tages (Abendessen und Abendeinheit) im Schweigen verbracht. Da jedoch auch Teilnehmer auf ein (in der Ausschreibung angekündigtes) Schweigen ab dem 2. Seminartag hinwiesen, verzögerte sich die Stille bis zum Abendessen.
3. Ablauf: ab Tag 2
Das komplette Schweigeseminar war in folgenden Ablaufplan eingebettet:
a) KLARE ZEITSTRUKTUR - AN ALLEN TAGEN
Vormittags:
7:30 Morgenmeditation in der Natur
8:00 Frühstück
9:30 – 10:15 Uhr Trommeleinstimmung in den Tag („Die weisen Frauen der Cherokee“
10:30 – 11:30 Tanzeinheit
12:00 Mittagessen
Nachmittags:
13:00 bis 16:00 Uhr: persönliche Stillezeit
14:00 – 16:00 Uhr Kaffee/Tee/Kuchen
16:00 Uhr bis 17:30 Uhr: Tanz oder Trommeln
18:00 Abendessen
19:30 bis 21:00 Trommeln oder Tanz
Mittwoch, 30. Mai:
Üblicher Morgenablauf, jedoch ab 10.30 Uhr Abschluss- / Gesprächsrunde und Tanzen (Seminarende 13:00 Uhr nach dem Mittagessen)
b) BESONDERHEITEN IM INHALT
- Ein Tag mit halbem Tempo
- 1 Nachmittag zur freien Verfügung (28. Mai),
- Heilungs- Trommel- Ritual,
- Tanz- Ritual zum Vollmond
- Meditation mit dem Maha Mrityunjaya Mantra „Om Tryambakam“ (Dalai Lama)
c) SCHWEIGEAUSNAHMEN
Am 4 Seminartag, Sonntag, 27. Mai konnte jeder nach der Tanz- und Trommeleinheit mit wenigen Worten etwas mitteilen oder eine Frage stellen. Ilonka legte eine Liste aus, in die sich wer wollte zu einem Einzelgespräch anmelden konnte. Hier hatten die Teilnehmer die Gelegenheit etwas ausführlicher Fragen zu stellen oder persönliche Anliegen zu klären.
4. Der Rahmen
a) Stille Beschäftigung
Wie schon kurz erwähnt hatte Ilonka einige Tische zur stillen Beschäftigung vorbereitet. Ilonka wies ausdrücklich darauf hin, dass die Zeit im Kloster uns gehört. D.h. innerhalb der persönlichen Stillzeit durften wir machen, was uns gut tut. Eine sehr wichtige Botschaft von Ilonka war „mal nicht nach anderen Menschen schauen (müssen), mal nur nach uns selbst schauen“ (dürfen). Wir konnten malen, spazieren gehen, Bücher lesen, Tarot Karten ziehen, im Garten liegen, schlafen oder wonach unsere Seele sich sonst noch sehnte.
b) Begleitung durch Ilonka
Wie gewohnt, bereitete Ilonka auch dieses Seminar gründlich vor.
Die Morgenmeditation der Hopi Indianer wurde in Stille abgehalten. Vor den Trommeleinheiten wurde die Tagesmeditation „Weise Frauen der Cherokee“ gelesen.
Und immer wieder wurden uns inspirierende Texte zu verschiedenen Themen vorgelesen. Zur Einführung der Trommeleinheiten erläuterte Ilonka das Selbstverständnis von Schamanen beim Trommeln:
Schamanen wissen, dass sie ein göttliches Instrument sind. Ein Schamane begibt sich in den Urpuls der Mutter Erde. Der Schamanenpuls spiegelt den Herzschlag des ungeborenen Babys im Mutterleib. Diese Art zu trommeln fließt einfach, durchgehend gleichmäßig. Anders als beim afrikanischen Trommeln wird hier kein Rhythmus kreiert und geübt. Für den Schamanen ist die Trommel sein „Pferd“ um in die geistige Welt zu reisen und dort Botschaften für die Heilung zu empfangen.
Im Gegensatz zu den Intensivseminaren, in denen wir viel über die Tänze gesprochen hatten, wurden wir hier weitgehend schweigend in die Tänze geführt. Auch die Namen der Tänze erfuhren wir erst einmal nicht. Ilonka redete nur, wenn dies nötig war und scheinbar ist reden weniger nötig als bisher angenommen. Von der Struktur her kündigte Ilonka die Tänze als weniger komplex an.
Natürlich gab es auch bei diesem Seminar viele wunderbare Texte zu hören und viele schöne Tänze zu tanzen (Tanzhefte: „Schawenis“ und „Tanz ist Liebe“)
12. Halte mich fest (Finnland), CD „Schawenis“
13. Griechisches Gebet (Griechenland), CD Griechische Tänze VII
14: Vdol po Vologde (Russland), CD Tanz ist Liebe
Bezüglich der Texte möchte ich insbesondere die 4 indianischen Gesetze der Spiritualität erwähnen. Diese lies Ilonka nach und nach in den Ablauf einfließen und setzte am Ende den Text zusammen.
Die Gesetze sprechen für sich und bedürfen keiner Erläuterung. Mich hat insbesondere das 1. Gesetz nachhaltig berührt weil wir so oft im Kontakt mit anderen Menschen hadern und kritisieren. Mit einer veränderten Haltung können wir alle Begegnungen als „Chance zum persönlichen Wachstum“ begreifen und versuchen unsere Lernaufgabe zu entdecken.
5. Erlebe Meditationen, Tänze, Trommeln, Rahmen
Meditationen:
Die morgendliche Meditation unterschied sich für mich insofern sehr von den bisher durchgeführten, dass jede/jeder still war und wir somit fokussierter in den Prozess gehen konnten. Dies machte sich für mich deutlich bemerkbar. Ich war insgesamt bei den Morgenmeditationen viel präsenter, wusste schnell und intuitiv was ich gerade gebrauchen konnte war in der Lage die Meditation (trotz früher Morgenstunde) sehr zu genießen.
Die Meditation zum Mantra „Om Tryambakam“ bewegte mich sehr. Ich singe sehr häufig Mantren und hätte sehr gerne mitgesungen. Ich kannte dieses Mantra schon von Yoga Vidya Seminaren, allerdings in einer weniger hingebungsvollen Variante und mit einer gänzlich anderen Melodie.
Tänze:
Wie bereits erwähnt, wurden wir ohne Erklärungen und Tanznamen in die Tänze eingeführt. Dies irritierte mich zunächst, bzw. befriedete meinen Kontrolldrang wenig. Ich schrieb Tanzschritte auf ohne sie einem Tanz zuordnen zu können. Glücklicherweise konnten wir am Ende die CD´s und Tanzanleitungen erwerben, so dass ein Nacharbeiten gelingen kann.
Folgende Tänze bewegten mich, bzw. gefielen mir besonders:
„Oh Christi“(Segenskreis): Bei diesem Kreistanz können Tänzer und Tänzerinnen eine Weile in der Mitte stehen bleiben und eine persönliche Dankgebärde machen, während andere den Kreis wieder schließen und weitertanzen. Beim Verlassen der Mitte (= rückwärts rausgehen) werden die Tanzenden wieder in den Kreis aufgenommen. Für mich fühlte sich dieser Tanz sehr kraftvoll an und brachte mich ganz schnell in wirklich gefühlte Dankbarkeit!
Ebenso berührte mich der Tanz „Ola Ta Melachrina“. Dieser griechische Tanz aus Thassos beschreibt die Geschichte eines Mädchens, das ihren eigenen Herzensweg gegangen ist, während andere Mädchen sich während eines Dorffestes von Jungen küssen liesen. Dieses Mädchen wollte sich nicht küssen lassen, zog sich in eine Berghütte zurück und legte einen Garten an, in dem sie Gemüse anbaute. Eines Tages klopfte ein Jüngling bei ihr an, der ihr sehr gefiel. Sie sagte ihm „zieh deine Schuhe aus, komm rein und nimm dir einen Apfel“.
Im ersten Teil des Tanzes findet ein Abwägen der Richtung statt, der 2. Teil beinhaltet Kreuzschritte. Diese bedeuten sich noch nicht entschieden zu haben.
Dieser Tanz passt ganz gut zu vielen meiner Lebensthemen und ist sicher gut geeignet, um Ambivalenzen auszubalancieren sowie Klarheit und Entscheidungskraft zu entwickeln.
Als 3. Tanz möchte ich „Pilky“ erwähnen, der mich mit seiner fröhlichen Musik ganz schnell daran erinnert hat wie freudvoll doch das Leben wahrhaftig ist. Wir können uns entscheiden, ob es uns gut geht und das Leben feiern und tanzen.
Trommeln:
Gleich am ersten Tag hatte ich ein Anliegen für die Trommeleinheit. Ich wollte meine berufliche Zukunft klären und Klarheit für die zu unternehmenden Schritte erlangen. Ebenso wollte ich erfahren wie es mir möglich wird die nötige Disziplin zum Üben aufzubringen. Die gefundenen Antworten mag ich gerne für mich behalten. Beim Tanzen hatte ich hierzu eine Vision, die mir sehr gefiel: Es entstand die Idee eines Trommel- und Friedensfahrzeuges mit 2 Tauben als Symbol. Sehr schön. Eine reisende, umherfahrende, trommelnde und tanzende Claudia. Das gefällt mir.
Samstags sprudelte plötzlich nach dem Trommeln ein Gedicht aus mir heraus. Ich machte nichts sondern schrieb einfach nur. Es schrieb. Oh wie schön das war. Ich war im SEIN angekommen.
Darüber hinaus erlebte ich die Trommeleinheiten wie auch die Tanzeinheiten als sehr verbindende Elemente. Die Form des Kreises spielte hierbei eine große Rolle!
Rahmen:
Eine Schweigewoche eingebettet in einen haltenden Rahmen ist besonders angenehm. Ich nutzte für mich während der persönlichen Stillzeit sowohl den Ort (schöner Klostergarten) als auch das Kreativangebot. Das freie Malen ermöglichte es mir meinen Gefühlen Ausdruck zu verleihen, die vorgefertigten Mandalas zentrierten mich und brachten mich zu mir selbst, der Garten schenkte mir ein sonniges Gemüt und die Sonne Wärme. Die Kreistänze schenkten mir Verbindung zur Gruppe und ebenso die Möglichkeit Gefühle zum Ausdruck zu bringen, mein eigenes Zimmer schenkte mir Sicherheit und eine Rückzugsmöglichkeit, die klösterliche Fürsorge wunderbares Essen und Freundlichkeit, andere Teilnehmer schenkten mir ihr Lächeln und manchmal ganz spontan eine Herzensumarmung, Ilonka mit ihrer klaren Anleitung Disziplin und mit den schönen Texten sowie den Tanz- und Trommelritualen Seelennahrung. Somit war alles vorhanden was es brauchte um dieses „Neuland Schweigen“ zu betreten.
Sehr entspannend wirkte sich die Tatsache aus, dass wir unsere Zimmer vor Ort hatten und Vollpension gebucht hatten.
6. Persönliche Erfahrungen durch das Schweigen
Die Schweigewoche war für mich eine sehr bereichernde Erfahrung. In der ersten Phase erlebte ich fast schon einen Zustand der Glückseligkeit, in dem ich umfassend die Stille genießen konnte. Ebenso war ich hocherfreut darüber, dass ich mich um mich selbst kümmern durfte. Die Tänze und das Trommeln erlebte ich als puren Genuss und konnte mich sehr gut mit mir beschäftigen.
Manchmal lösten jedoch auch Tänze und Reaktionen von anderen Menschen persönliche Gefühle aus.
Glücklicherweise gab es aber auch noch einen beobachtenden Teil in mir. Dieser konnte dafür sorgen, dass ich mich (wieder) um mich kümmere. Es war durchaus eine Herausforderung phasenweise mit mir, meinen Gefühlen und negativen Gedanken konfrontiert zu sein.
Es war eine sehr schöne Erfahrung neue Wege zu finden und so musste ich noch nicht mal ein Einzelgespräch mit Ilonka in Anspruch nehmen, was mir aufgrund der erstrebten Eigenverantwortung viel bedeutete.
Etwa in der Mitte der Schweigewoche lud uns Ilonka dazu ein, uns noch einmal mehr in die Stille fallen zu lassen. Das nahm ich mir zu Herzen und versuchte es wirklich in die Stille zu sinken. Das funktionierte tatsächlich (zumindest phasenweise). Meine Angst konnte mehr und mehr weichen, ich kam in Stille und Frieden.
Am Ende hatte ich sogar Angst vor dem Lärm des Redens und war heilfroh, dass wir morgens noch in Stille frühstückten.
Insgesamt konnte ich meine Angst vorm Schweigen verlieren. Mir ist bewusst, dass wir es bei diesem Schweigeseminar (verbunden mit Tanz und Trommeln …) wirklich bequem hatten. Wir waren wohl gehalten in einem luxuriösen, behüteten und strukturierten Rahmen.
Vielen Dank für diese Erfahrung!